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Wie sich meine „Werte-Liste“ veränderte

Wie sich meine „Werte-Liste“ veränderte

 

Noch vor einigen Jahren hatten Ansehen und Materielles einen ebenso hohen Stellenwert in meinem Leben, wie alles unter Kontrolle zu haben und vieles beeinflussen zu können. Dies alles ließ mich buchstäblich funktionieren – und ich funktionierte gut.

Als ich dann zu „Oasentagen“ der „Schönstattbewegung Frauen und Mütter“ in Friedrichroda war, fühlte ich mich auf eine besondere Weise bereichert. Dort habe ich innere Fülle gefunden: Die Zeit, die ich im Schönstatt-Kapellchen verbringen konnte, gab mir sehr viel. Ich habe gespürt, dass ich der Gottesmutter Maria einfach alles übergeben konnte. Ich musste nichts unter Kontrolle haben, sie erwartete nichts von mir, hier durfte ich einfach sein. In ihrem Blick fühlte ich mich verstanden und bedingungslos angenommen. Leistung, Kontrolle, Ansehen und Materielles verloren an Relevanz. Indem ich der Gottesmutter meine Sorgen und Ängste anvertraute und sie um ihre Hilfe und Fürsprache bat, wurde ich innerlich ruhig und freier. Manche Dinge verstand ich langsam besser, die Lösung eines Problems kam mir in den Sinn – ich wusste plötzlich, was zu tun ist.

 

Durch diese Erfahrung fühle ich mich auch Gott näher, denn Maria hat mehr Platz für IHN in meinem Leben geschaffen. Sie hat mir geholfen, Gott intensiver und näher zu begegnen – und das Schönste ist: Das hält immer noch an.

 

Besonders in alltäglichen Stress-Situationen kann ich spüren: Wenn ich nicht mehr weiter weiß oder keine Kraft mehr habe, darf ich einfach um Hilfe bitten.

 

So kam kurz vor der Eröffnung des neuen Standortes unseres Geschäftes wieder einmal alles zusammen. Jeder und alles zerrte – sinnbildlich – an mir herum. Ich hatte das Gefühl, dass alles über mir hereinbricht und ich niemals alles bis zum Eröffnungstermin schaffen könnte. Mitten in diesem Chaos sagte ich: „Ich bin jetzt mal fünf Minuten weg und möchte nicht einmal, wenn der Laden abbrennt, gestört werden!“ Ich nahm mir eine Tasse Kaffee und setzte mich auf die Treppe hinter dem Geschäft. Ich sagte: „Lieber Gott, bitte hilf mir, ich schaffe es nicht!“ Ich betete ein „Vater unser“ und wurde plötzlich ruhig. Ich hörte die Vögel singen, spürte die Sonne auf meiner Haut und empfand die Stille fast körperlich wohltuend.

 

In diesen fünf Minuten auf der Treppe habe ich inmitten des Trubels Stille gefunden und Gottes Nähe ganz deutlich gespürt. Wenn es wieder mal hektisch wird, schaue ich auf das Kreuz und auf das Bild der Gottesmutter, das ich über meinem Schreibtisch angebracht habe – und schon geht alles ein bisschen leichter.

 

Natascha Neumann, www.zeitschrift-begegnung.de